10. März 2008
Heute morgen, um 07.50 h, bekam ich einen netten Anruf von einer Freundin mit dem Hinweis, mein Telefonanschluss sei gestört... Er ist es nicht, aber mit Sicherheit habe ich wieder vergessen, die Mailbox zu leeren. Und ein neues, zeitgemäßes Telefon, das "in Betrieb" dem verzweifelten Anrufer signalisiert, es ist "besetzt" (anstatt ein Freizeichen zu senden und dem Anrufer zu vermitteln, ich sei nicht da) ist längst überfällig, denn leider stimmt die Chemie zwischen vorhandener Telefontechnik und DSL-Modem immer noch nicht. Was man bzw. Frau denn das ganze Wochenende so treibt, dass sie buchstäblich niiiiie erreichbar sei, war die nächste Frage meiner Freundin um 07.55 h...
Nun, mein Wochenende sah so aus:
Nach 2 Hinweisen aus unserer Nachbarschaft und eigenen Recherchen im Internet habe ich ca. 8 Inserenten angeschrieben bzw. angerufen, die ihren Hunden "kostenlos, nur in gute Hände..." auf einem der berühmt-berüchtigten virtuellen Marktplätze im Internet ein neues Zuhause suchen wollten. In zwei dieser Anzeigen folgte noch der Hinweis, dass der Hund unkastriert sei... Wie üblich, kommt hier kein Dialog zustande (lediglich ein Inserent hat geantwortet, sich für meine "Anregungen" bedankt und sich entschuldigt, nicht selbst an die Folgen von "er kostet nix" gedacht zu haben).
Zwei Inserenten, die "dringendst sofort und umständehalber..." ein neues Zuhause für ihren Hund suchten ("er ist nur lieb und nett..."), habe ich telefonisch kontaktiert, in der Hoffnung, sie verstehen, dass eine schnelle Vermittlung an jedermann NICHT der richtige Weg sein kann. Ich kam zu spät... einer meiner Anrufe platzte mitten in das "Verkaufsgespräch", eine reifliche Prüfung der anwesenden Interessenten oder gar der Hinweis auf eine Vorkontrolle der Wohnverhältnisse und Kennenlernen der ganzen Familie (inkl. Kinder) in ihrem Zuhause, fiel auf keinen fruchtbaren Boden. Warum auch? Die Interessenten "hatten schon immer Hunde, sind auch sehr nett und sie wollen ihn auch gleich mitnehmen können...". Den Anruf bei Hund Nr. 2 hätte ich mir gänzlich sparen können. Der Hund war bereits 2 Stunden (!) nach Erscheinen des Internetinserats an "nette Leute" verkauft worden. In diesem Zusammenhang fällt mir sofort die e-mail ein, die mir vor einigen Tagen eine Frau schickte. Ihr hatte ich ebenfalls auf ihre zuvor veröffentlichte Anzeige geschrieben, in der sie dringend ein neues Zuhause für ihren 9 Wochen alten Huskywelpen suchte. Keine Antwort. Wohl aber eine Woche später, als sie nämlich "ihren" Welpen in einer Internetanzeige wieder erkannte - die "so netten und wirklich geeigneten" Neu-Besitzer (die selbstverständlich den Welpen bereits beim 1. und einzigen Besuch zuvor mitnehmen durften...) waren bereits nach einer Woche überfordert und boten den Welpen nun zum erneuten Verkauf an. Ob ich mich nicht mit den neuen Besitzern in Verbindung setzen könnte, um zu verhindern, dass der Welpe ein Wanderpokal wird??? Späte Einsicht! Letztendlich kam auch hier jede Hilfestellung zu spät - wo dieser Welpe letztendlich sein nunmehr endgültiges (?) Zuhause fand (oder finden wird...), konnten wir nicht mehr in Erfahrung bringen.
Ich erhielt desweiteren 3 Anrufe von Privatpersonen mit der dringenden Bitte, ihren Hund bei uns abgeben zu dürfen; 2 davon "sollten" in kein Tierheim, 1 "durfte" in kein Tierheim - das TH-Personal hat angesichts des älteren (schwarz-gefleckten) Hundes, der zudem noch keifend und knurrend um sie herum sprang, kurzum entscheiden, dass der Hund kaum zu vermitteln und zudem das Tierheim überbelegt sei... Ich habe versucht, zwei Pflegestellen ausfindig zu machen; angeboten, einen der drei "Notfälle" zu mir zu holen. Fazit nach 3 Stunden Telefonie: keine (mir persönlich bekannte) Pflegestelle gefunden, die von jetzt auf gleich SOFORT einen Hund aufnehmen kann (schließlich muss auch hier Hund und Pflegeheim zusammenpassen); mein Angebot, den älteren, eigenwilligen Cockerspaniel-Rüden aufzunehmen, verlief ebenfalls im Sande... lt. (Ex)Halter wohnt er jetzt "auf Probe" bei einem jungen Ehepaar, das noch nie einen Hund besaß...
Beim Lesen einer Anzeige, die sich fast jede Woche auf dem Internetmarktplatz tummelt, bekomme ich Plague! Ein "Hobbyzüchter" bietet dort aus seinem aktuellen Wurf einen noch verbliebenen Welpen an, der "... bestellt, aber von seinem neuen Besitzern nicht abgeholt wurde" und für den nun "... wieder verantwortungsvolle Halter..." gesucht werden. Ob der Züchter wohl irgendwann einmal seinen Bestellvorgang in Frage stellen wird??? Plaque und Bauchschmerzen gleichzeitig plagen mich angesichts von Anzeigen wie dieser: "... müssen uns leider wieder von unserem 9 Wochen alten Welpen aus beruflichen Gründen trennen." Die beruflichen Abgabegründe - sie kommen offensichtlich buchstäblich über Nacht, unbemerkt schleichen sie sich hinterhältig und rücklings an die ahnungslosen Halter heran und überfallen sie mit gnadenloser Brutalität und Unvorhersehbarkeit...
Viel Zeit verstreicht aber auch für die wirklich schönen Seiten des Tierschutzes... nämlich mit dem Kontakt zu meinen (Ex)Pflegehunden nebst Halter. So gab es eine Reihe von netten Telefonaten (der - wie immer erfreuliche - Dauerplausch mit "Räuberhannes" bzw. mit seinem Frauchen Sabina gestern Abend hätte die Herzen von Telefongesellschaften VOR Einführung einer Flatrate höher schlagen lassen) und diverse e-mails, darunter Post von einem Herrchen über den anstehenden Hunde-Urlaub in Holland und der Bitte, für den von mir vor über 2 Jahren vermittelten Boxer den FCI-Stammbaum nachzureichen, um seine Rasseherkunft gegenüber den holländischen Behörden (aufgrund deren "Landeshundeverordnung") zweifelsfrei nachweisen zu können. Ich konnte Herrchen nicht helfen, denn die Abgabe eines Rassehundes inklusive Papiere ist im Tierschutz immer noch die Ausnahme... wäre sie es nicht, hätte man hier endlich einmal die Möglichkeit, die so genannten Züchter an ihre höchstpersönliche Verantwortung für ihre "Ehemaligen" zu erinnern.
Über einen Anruf habe ich mich besonders gefreut. Die Dame hatte Räubers Pflegetagebuch von A bis Z gelesen - die Berichte aus dem neuen Zuhause ebenfalls. Sie fand es klasse, dass "so ein Hund" ein wirklich engagiertes Zuhause gefunden hat und wollte dies einfach einmal zum Ausdruck bringen... DANKE! - ich werde dies gleich an Räuberhannes weiterleiten - gestern Abend während unseres Telefonates habe ich es leider vergessen.
Und die Zeit, die grundsätzlich immer verplant ist für...
die Pflege der eigenen Homepage, die Aktualisierung von Vermittlungsanzeigen für die eigenen oder vereinsfremden Vermittlungshunde, die Durchsicht der täglichen Meldungen über den bundesweiten Tierschutzverteiler auf der Suche nach Vor- und Nachkontrollen sowie Pflegestellen, die kostenlose Beratung für Hundehalter bei Erziehungsfragen oder Verhaltensproblemen
... kann ich nicht genau beziffern - sie variiert in der Regel zwischen 1 Stunde (im günstigsten Fall) bis zu 4 Stunden (im "schlechtesten" Fall) täglich. Zieht dann noch ein eigener Pflegehund ein, wird aus einem 1/2 Tag Tierschutz"arbeit" auch gaaanz schnell ein unbezahlter Fulltime-Job...
Und dann gibt es da noch meine eigenen Hunde, die selbstverständlich zu Recht auch Ansprüche an mich stellen und meine bessere Hälfte, die mich auch heute Abend wieder fragen wird: "Na, Schatz, hattest Du einen schönen Tag?" Jeeeep.... DEN hatte ich! Ehrlich!
Martina Wald
www.angsthunde-intensivtraining.de