Mit dieser Frage sieht man sich als Hundebesitzer oder Tierschützer regelmäßig konfrontiert -immer dann, wenn der eigene Vierbeiner oder Pflegehund..., wenn der Hund, dem wir in einer „home-to-home-Initiative helfen, ein neues Zuhause zu finden..., eine ausländische Herkunft im Impfpass verrät. Also – haben wir nicht schon genug Hunde in Deutschland? Müssen zusätzlich auch noch Hunde aus dem Ausland importiert werden?
Was mich an solchen Fragen zunächst einmal – unabhängig von der eigentlichen Antwort – verärgert, ist die Pauschalität! Selbst auf die Frage, ob der Himmel blau ist, könnte man nicht eindeutig mit Ja oder Nein antworten, denn was für den einen blau ist, ist für den anderen zart-bleu mit einem Stich grün…
Unsere Tierheime – richtig! - sie sind voll, oftmals überbelegt (auch mit ehemaligen „Ausländerhunden“ – ebenfalls richtig!) und müssen in zunehmendem Maße die Übernahme privater Abgabetiere inländischer Herkunft ablehnen. Kein Platz, kein Geld, kein Personal. Da geht es ihnen auch nicht anders als „uns“ privaten Tierschutzinitiativen.
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass – bei aller Tierliebe – der „Tiermarkt“ das ist, was das Wort besagt? Ein MARKT… ist gleichbedeutend für Angebot und Nachfrage. Wo keine Nachfrage, da verliert sich nach und nach auch das Angebot. Solange das Angebot durch eine entsprechende Nachfrage bedient wird, ist der Markt im Gleichklang.
Und was sagt uns dies in logischer Konsequenz… rein „zahlenmäßig“ betrachtet, selbstverständlich? Nun… gäbe es morgen ein Gesetz, welches die Einfuhr von Hunden aus dem Ausland verbieten würde, ohne wenn und aber, dann könnten wir schon einmal den Kalender aufschlagen und… schätzen wir mal vorsichtig… maximal 1 – 1 ½ Jahre vorwärts planen… und alle privaten Dauerzüchter, Möchte-gerne-Hobby-Züchter, gedankenlose Vermehrer und natürlich unsere gewerblichen Hundezüchter (so seriös sie mitunter auch sein mögen) in Deutschland würden sich laut ins Fäustchen lachen und sich auf die Schulter klopfen: Weg frei… um die Nachfrage (die unabhängig vom Ursprung des „Hundeangebots“ nach wie vor besteht…) im Alleingang zu bedienen. Die Anzahl der Zuchthündinnen und der Würfe pro Jahr – alles würde in Windeseile entsprechend „angepasst“, denn nun kann man die suchenden Interessenten mangels Hunde aus dem Ausland ungeniert mit Inlandsware versorgen. Und dieses „Geschäft“ – es lässt sich kaum jemand entgehen!
Und… wären dann unsere Tierheime leerer und Tierschützer arbeitslos? Wohl kaum – sie würden weiterhin alle jene Hunde aufnehmen, die aus einer Vielzahl glaubwürdiger und unglaubwürdiger Gründe abgeschoben werden. Das Einzige, was dann den Hundewaisen in spe aufgrund von Scheidung, Umzug, Allergie, Zeitmangel, Überforderung oder mangelndem Interesse seines Halters unterscheidet, ist der Geburtsort: Deutschland anstatt Spanien, Türkei, Griechenland…
Das Angebot an Hunden/Tieren wird immer die Nachfrage überwiegen, solange es Züchter und/oder Halter gleichermaßen gibt, die auf der Angebotsseite „mal eben“ ihren Liebling zum Kauf anbieten und auf der Nachfrageseite jemanden einfangen, der gutgläubig bis naiv genug ist und darüber hinaus noch einen möglichst „billigen“ Hund sucht. Und was kann schon Gutes dabei herauskommen, wenn man Anzeigen wie diese liest - eine befreundete Tierschützerin hat sie aus den Massen-Printmedien gefischt:
Husky-Welpe, blaue Augen, 10 Wochen, 400 Euro – Telefon: xxxxx. Entwurmt, Knochenbau i.O., kerngesund und ganz schön frech; wird mittelgross und ist ein toller Reitbegleithund oder Familienhund, für Kinder sehr geeignet, da er ein tolles Sozialverhalten hat. Die Farbe ist eine Seltenheit: blue-merle – das hat nicht jeder. Besuchen Sie uns einfach – anschauen – verlieben – gleich mitnehmen!
Dieser Welpe stammt übrigens aus einer „privaten Zucht“… in Deutschland!
Wenn wir wirklich den Massenmarkt „Hund“ zu einer seriösen Vermittlungsgrundlage verändern wollen, dann bedarf es schon weit mehr, als nur einer Festlegung auf das Ursprungsland. Gedankenlose Tierverkäufer - gedankenlose Tiererwerber... sie lassen sich nicht auf eine Nationalität reduzieren.
Viel wichtiger als nach dem geographischen Geburtsland zu fragen, dürfte für die spätere Erkenntnis, ob der erworbene Hund auch tatsächlich der „richtige“ ist, eine Vielzahl anderer Informationen sein, z.B. wo der Hund sich z.Zt. aufhält (in einer Pflegestelle mit vollem Familienanschluss oder als einer von 40+ Hunden in einem Freilauf oder einer Perrera?) um Rückschlüsse darauf ziehen zu können, wie der Hund auf Umweltreize reagiert und sozialisiert wurde. Kennt er Menschen, Artgenossen?; wie reagiert er in Stress-Situationen, ist er eher unsicher oder fordert er seine Rangstellung gnadenlos ein? Ist er entsprechend seinem Alter ordnungsgemäß und regelmäßig geimpft worden?
Insbesondere auf die Fragen nach Verhaltensweisen des Hundes, nach seiner Eignung als Familienhund, oder als 2.,3. oder 4. Hund, als zukünftiger Stadtbewohner oder als Gesellschafter für die vorhandene Katze... gibt es NUR dann zuverlässige Antworten, wenn der Hund in einer familienähnlichen (so, wie er sie auch nach der Vermittlung in aller Regel vorfinden wird) Situation sachkundig eingeschätzt werden kann.
Und dieser seriöse und abgesicherte Vermittlungsmodus (sei es von privater Hand oder durch einen Tierschutzverein) ist leider nicht immer selbstverständlich. Eine nicht unerhebliche Anzahl dieser Vermittlungshunde füllt auch heute mit Sicherheit das eine oder andere Tierheim…
„Border Collie, ohne Papiere, deckt Ihre Hündin. Er hatte 6 Nachkommen bisher, die alle schnell vermittelt waren. Jetzt sucht er wieder eine Lady zum glücklich machen…“
Das Geschäft mit der „Privatzucht“ – Abnehmer garantiert!
“… habe einen Boxerwelpen zu verkaufen; muss ihn aus Zeitgründen leider wieder abgeben, da ich mich nicht ausreichend um ihn kümmern kann – er ist jetzt ca. 8 Wochen alt…“
Jeder bekommt einen Hund von diesem „Züchter“ – auch diejenigen, die eigentlich überhaupt keine Zeit für einen Hund haben…
„Ich bekomme nächste Woche einen Schäferhundwelpen als Decktaxe, den ich aber nicht behalten möchte. Suche jemanden, der mit mir tauschen möchte…“
Tauschware Hund!
Dies sind nur Tropfen auf einem heißen Stein… der „virtuelle“ Hundehandel boomt und dazu tragen Anbieter und Abnehmer, im Inland und im Ausland, gleichermaßen bei! Ein Teil der „Ware Hund“ landet über kurz oder lang wieder im Internetmarkt, im Tierheim, in privaten Auffangstationen… Geburtsland? Unerheblich!
Martina Wald
www.angsthunde-intensivtraining.de